Mitte September, Spätsommertage in der Natur, Herbstbeginn am Kalender, Erntezeit …
Übertragen auf das Leben einer „Midlife Frau“ - Zeit, um Bilanz zu ziehen über früher formulierte Lebensziele, eine eingehende Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und den Veränderungen im weiblichen Körper, eine tiefgreifende Reflexion über die eigene Persönlichkeit und das Wertesystem. Daraus resultiert oft die viel zitierte „midlife crisis“ - auch für Frauen.
6 Schritte, wie Frauen ihre Lebensmitte für Veränderung nutzen können
Der englische Begriff (zu Deutsch „Mittlebenskrise“) bezeichnet einen seelischen Zustand der Unsicherheit im Lebensabschnitt zwischen Ende 30 bis Mitte 50. Kritische Lebensereignisse wie die Trennung von langjährigen LebenspartnerInnen, Schulabschluss und Auszug der Kinder, beruflicher Abstieg, Jobverlust, Arbeitslosigkeit, Pflege und Tod der eigenen Eltern gehen einher mit hormonellen und körperlichen Veränderungen in den Wechseljahren. Frauen werden in dieser Lebensphase oft erstmals mit Einschränkungen ihrer geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit konfrontiert.
Die Lebensmitte ist jene Zeit, in der wir uns bewusst werden, dass die Jahre, die noch vor uns liegen, weniger sind als die, die wir schon gelebt haben, dass der Zenit bereits überschritten ist. Grund genug, Innenschau zu halten und bisherige Lebensziele, Muster und Werte zu reflektieren und zu überprüfen. Aber schaffen wir es dann auch, uns den Veränderungen in der Mitte des Lebens zu stellen? Oder verdrängen wir die anstehenden Herausforderungen bis zum Supergau und schieben längst fällige Entscheidungen auf fürs nächste Leben?
Die gute Nachricht: Du kannst gestärkt, mit mehr Selbstbewusstsein und mit neuen Zielen aus einer solchen Krise hervorgehen, wenn Du die Verantwortung für Dein Leben übernimmst. Falls Du das Gefühl hast, mit dem Thema alleine überfordert zu sein, sprich mit einer Vertrauensperson darüber oder hol Dir professionelle Hilfe. Du kannst auch folgendem Bearbeitungsschema in sechs Schritten folgen, um erste Erfolge zu erzielen. Nimm Dir ausreichend Zeit dafür.
1. Bestandsaufnahme und Stärkung
Trau Dich hinzuschauen. In einem ersten Schritt ist es wichtig, die Ausgangsituation möglichst genau zu kennen und das Thema einzugrenzen. Wo stehe ich heute, wie bin ich soweit gekommen? Welche Rollen nehme ich ein? Welche Lebensbereiche sind betroffen? Wo ist die Work-Life-Love Balance im Ungleichgewicht? Wie würde ein Außenstehender meine Lage beschreiben? Was ist das Gute an meiner Situation?
Sei ehrlich zu Dir selbst und versuche die Situation so anzunehmen, wie sie ist, ohne in die Opferrolle zu gehen und ohne Schuldzuweisungen an andere zu machen. Akzeptiere Deine momentane Lage und Deine aktuellen Gefühle, alles darf da sein, auch wenn es weh tut. Denke an eine Sache, die gut läuft oder suche Dir einen Platz, an dem Du Dich wohl fühlst, der Dich stärkt, und sei dankbar dafür.
2. Zieldefinition und Lösungsgestaltung
Was hast Du bisher schon erreicht, was ist von Deinen bisherigen Lebenszielen offen geblieben? Was willst Du noch erreichen? Welche „neuen Dinge“ gilt es zu entdecken? Worum geht es Dir wirklich? Definiere Deine Ziele bzgl. Inhalt, Ausmaß und Zeitbezug möglichst genau. Das Ziel sollte in Deinem Verantwortungsbereich liegen. Setze Dir kleine Ziele, die Du schnell erreichen kannst, aber arbeite auch an Deinen Visionen und Lebenszielen.
Was hast Du bis heute schon ausprobiert, um die Situation zu verbessern? Welche Kriterien muss eine gute Lösung erfüllen? Woran merkst Du und woran merken andere, dass Du Dein Ziel erreicht hast? Was machst Du dann anders? Wie wirst Du Dich dann fühlen? Schreibe alles auf und mache Deine Ziele sichtbar.
3. Bewusstmachen und Aktivieren Deiner Kraftquellen
Du hast es bis zu diesem Punkt in Deinem Leben geschafft. Gratulation! Wie hast Du das gemacht? In welchen Lebensbereichen, die das Selbstbild eines Menschen ausmachen (Körper/Gesundheit, Soziale Netzwerke, Arbeit/Leistung, Materielle Sicherheit, Normen/Werte) sind Deine Stärken gut ausgebildet? Was geht Dir leicht von der Hand? Welche Deiner Fähigkeiten, Deiner Gaben waren hilfreich in schwierigen Situationen?
Was hat sonst noch geholfen, wenn es Dir schlecht ging? Denke an konkrete Beispiele aus Deiner Vergangenheit. Welche neuen Möglichkeiten stehen Dir noch offen? Was würde jemand anders an Deiner Stelle Neues lernen wollen? Woran kannst Du wachsen? Natur, Bewegung, Musik, Texte, Entspannungsübungen jeglicher Art, gute Gespräche? Schreibe alles auf und erstelle Dir einen „Ressourcenkoffer“, auf den Du zurückgreifen kannst, wenn es um Deine Zielerreichung geht.
4. Die eigenen Herausforderungen kennen
Was sind aktuell Deine größten Herausforderungen? Was hält Dich auf, was blockiert Dich? Welche Muster wiederholen sich in Deinem Leben? Welche Erfahrungen kennst Du schon aus Deiner Kindheit? Welche Überzeugungen, welche Glaubenssätze, welche Werte hindern Dich daran Deine Ziele zu erreichen?
5. Umsetzung
Du hast ein „Zielbild“ erarbeitet, bist Dir Deiner Stärken bewusst und kennst Deine Herausforderungen. Du hast jetzt die Möglichkeit, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, in Zukunft „anders“ zu handeln, um Deine Ziele umzusetzen. Du hast die Verantwortung und die Wahlmöglichkeit, alte Verhaltensweisen beizubehalten oder neue Vorgangsweisen auszuprobieren. Ja, das ist ein Schritt aus der Komfortzone, aber Du willst ja auch etwas verändern.
Was wirst Du als Erstes tun, was kannst Du heute noch umsetzen? Welche 3 Schritte kannst Du diese Woche noch machen? Was wiest Du wann genau tun, um was zu erreichen? Was wirst Du anders machen, was wirst Du beibehalten? Welche Grenzen wirst Du setzen? Welchen „Preis“ bist Du bereit dafür zu zahlen? Was wirst Du dafür aufgeben oder loslassen? Auch hier ist es wieder hilfreich, Deine Gedanken ins Außen zu bringen und aufzuschreiben, weil es dann einfach konkreter ist als nur in Deinem Kopf.
6. Erfolge und Fehler feiern, Dankbarkeit üben
Mach Dir eine Liste von den Aufgaben, die Du bereits erledigt hast. Versuchen auch ganz kleine Veränderung wahrzunehmen und sei stolz darauf. Welche positiven Auswirkungen hatte das? Feiere Deine Erfolge, auch die kleinen. Was klappt noch nicht so gut? Wo sind Fehler passiert? Was kannst Du daraus lernen? Freue Dich, wenn Du es nächstes Mal besser machen kannst.
Und zu guter Letzt sei dankbar für alles, was Du bisher erreicht hast und tu Dir selbst etwas Gutes. Wenn Du aufmerksam gelesen hast, wirst Du bemerkt haben, dass dieser Tipp auch schon im ersten Punkt stand, womit sich der Kreis schließt.
Und welches Thema beschäftigt Dich im Augenblick? Egal an welchem Punkt DeinerWork-Life-Love-Balance Du gerade stehst, es ist nie zu spät … etwas zu verändern, der richtige Zeitpunkt ist genau JETZT.
Kommentar schreiben